Projekte

Unmittelbar nach der Machtergreifung der Nazis im Deutschen Reich im Jahr 1933 begann die Verfolgung der politischen Gegner und der jüdischen Bevölkerung. Mit dem „Anschluss“ Österreichs 1938 und der Annexion des Sudetenlandes gingen fast alle Zufluchtsorte im deutschsprachigen Raum verloren. Ab dem Ausbruch des Zweiten Weltkriegs 1939 griff dieser Terror auf fast ganz Europa über und führte zu Millionen Toten und zu einer der größten Flucht- und Migrationsbewegungen der Geschichte. Zu den Opfern zählten auch zahlreiche Kunstschaffende, Komponist*innen und Musiker*innen, die aus rassischen, politischen oder „künstlerischen“ Gründen verfolgt wurden. Bei manchen ging die Hetze „nur“ bis zu Arbeits- und Aufführungsverboten, bei vielen anderen bis zur Vertreibung ins Exil oder zur Deportation ins KZ und zur Ermordung.

Wer der Verfolgung entgehen und sein Leben retten wollte, musste sich verstecken oder in die Emigration gehen. Einigen gelang es, im Exil einen Neubeginn zu schaffen bzw. an die vorigen Erfolge anzuknüpfen. Für viele andere aber bedeutete die Emigration einen unüberwindbaren Bruch oder sogar das künstlerische Verstummen. Der Nazi-Terror führte so nicht nur zu unzähligen individuellen Dramen, sondern zeitigte auch einen Kahlschlag im Musikleben in den betroffenen Ländern – mit weit reichenden Folgen bis zur Gegenwart, denn nur wenige der vertriebenen Komponist*innen und Musiker*innen kehrten nach 1945 in ihre alte Heimat zurück. Viele werden bis heute sträflich ignoriert und vergessen, und so ist es uns ein großes Anliegen, wenigstens ihre Musik wieder zu spielen und so oft wie möglich der Öffentlichkeit zu präsentieren.

Hans Winterberg (1901 – 1991)Trio (1960)
Nikos Skalkottas (1904 – 1949)Trio, AK 41
Hanns Eisler (1898 – 1962)Praeludium und Fuge über B-A-C-H op.46
Leo Weiner (1885 – 1960)Trio op.6
Tzvi Avni (*1927)Credo
Hans Gál (1890 – 1987)Serenade op.41 (1932/33)
Erwin Schulhoff (1894 – 1942)Duo (1925)
Mieczyslaw Weinberg (1919 – 1996)Trio op.48                 

Als Wiener Ensemble sind wir naturgemäß dem „Wiener Klangstil“ verpflichtet. Außerdem sind die Streichtrios von Mozart und Beethoven die ersten zeitlosen Meisterwerke der Gattung und auch heute noch Fixpunkt und Herausforderung im Repertoire. Aber auch hier gilt: „Tradition ist die Weitergabe des Feuers, nicht die Anbetung der Asche.“

Joseph Haydn (1732 – 1809)Divertimento B-Dur Hob.V:8
Ludwig van Beethoven (1770 – 1827)Trio op.9/3 in c-Moll
Wolfgang Amadé Mozart (1756 -1791)Divertimento in Es-Dur KV.563

Lange hatten Komponistinnen mit denselben Vorurteilen zu kämpfen wie alle Frauen, die den traditionellen Rollenklischees nicht entsprechen konnten oder wollten. Allein die überlieferten diffamierenden Kommentare der männlichen Kollegen und Kritiker sind Legion. Milde bis mitleidig belächelt, subtil oder offen unterdrückt und notfalls auch vehement bekämpft, gelang es nur wenigen Frauen, Bekanntheit und Anerkennung zu erlangen. Einiges hat sich im Laufe der Jahre gebessert, doch völlige Gleichstellung ist auch heute noch nicht erreicht.

Wir haben für unser Programm Komponistinnen vom 19. Jahrhundert bis zur Gegenwart und aus unterschiedlichen Ländern (Österreich, Deutschland, Kroatien, Frankreich, England, USA, Türkei, Israel…) ausgewählt, die allen Vorurteilen und Widerständen zum Trotz ihren Weg gegangen sind und v.a. eines gemeinsam haben: Sie schrieben und schreiben unheimlich gute Musik!

Nancy Van de Vate (1930 – 2023)Trio for strings (1974)
Anna Thorvaldsdottir (* 1977)reflections
Vally Weigl (1894 – 1982)Three Discourses (1980)
Ethel Smyth (1858 – 1944)Streichtrio in D

Serenade kommt von Italienisch „sera“/Abend und „sereno“/heiter. Dementsprechend sind diese Programme von vorwiegend heiterem, unbeschwertem Charakter.

Jean Françaix (1912 – 1997)Trio
W. Jay Sydeman (1928 – 2021)String Trios (In a Plethora of Styles)
Franz Schubert (1797 – 1828)Trio in B-Dur, D.471
Ernst von Dohnányi (1877 – 1960)Serenade op.10