Das Streichtrio

Zur Geschichte einer Gattung

Das Streichtrio ist die dritte kammermusikalische Gattung neben Streichquartett und Klaviertrio, die in der so innovativen Zeit Mitte des 18. Jahrhunderts „erfunden“ wurde. Und wie bei den anderen beiden war auch hier Joseph Haydn ganz entscheidend beteiligt.

Die ältere Besetzung mit zwei Violinen und Violoncello lässt noch die Wurzeln erkennen, die einerseits in der barocken Triosonate und andererseits in der Volks- und Tanzmusik liegen. Bald jedoch wurde wegen der besseren klanglichen Balance die 2. Violine durch die Viola ersetzt. Diese „modernere“ Variante wurde dann im Allgemeinen von den Komponisten bevorzugt.

Haydn selbst hat für beide Besetzungen geschrieben. Zeitgleich mit ihm komponierte auch Luigi Boccherini die ersten Streichtrios und vollzog – wiederum gleichzeitig – ebenfalls den Wechsel zur Bratsche. Wirkliche Meisterwerke der Gattung entstehen in der Wiener Klassik bei Mozart, Beethoven und Schubert. Die Anforderungen an den einzelnen Musiker werden dabei immer höher, solistischer, die Aufgaben ausgeglichener auf die drei Instrumente verteilt. Dennoch bleibt der Ausdruck sehr transparent, intim und kammermusikalisch, selbst wenn man wie bei Mozarts Divertimento den Eindruck hat, ein wesentlich größeres Ensemble zu hören.

Möglicherweise gerade wegen dieses intimeren Charakters gerät das Streichtrio im 19. Jahrhundert gegenüber dem Streichquartett und der klanglich üppigeren Klavierkammermusik etwas ins Hintertreffen, erst mit der Wende von der Spätromantik zur Moderne entstehen wieder auffällig mehr Kompositionen, etwa bei Reger, Dohnányi, Françaix, Hindemith, Schönberg und Webern. Dieser neue „Hype“ hält bis heute an: Krenek, Schnittke, Gubaidulina, Lachenmann, Xenakis, Penderecki, Cerha, Essl, Carter – sie alle haben für Streichtrio komponiert. Ein großes Repertoire, das neugierig macht!